Beantworte mir diese Frage: Aus welchem Material ist dein Reisekoffer gemacht? Ist deine Antwort: Kunststoff?
Das ist korrekt und geht schon einmal in die richtige Richtung ;-). Aber Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff, denn einige Plastikarten lassen sich besser verformen als andere oder reagieren auf Umwelteinflüsse anders. Deshalb stellen wir euch jetzt die am häufigsten genutzten Materialien für Koffer vor.
Aus was ist eigentlich mein Koffer gemacht?
ABS
Er zeichnet sich durch hohe Stabilität und Schlagfestigkeit aus und ist durch seine Oberflächenhärte besonders kratzfest. Es gibt allerdings bei ABS unterschiedliche Qualitätsstufen.
Nachteil bei ABS-Koffern ist, dass sich diese schwer recyclen lassen.
Beispiele für ABS-Koffer: travelite City & bwh Koffer Mobil-Boardcase
ABS-Polycarbonat
Bei einer ABS-Polycarbonat-Mischung für Koffer ist ein weiterer Grund, dass bei der Herstellung von Kofferschalen reines Polycarbonat etwas „zäher“ ist, durch eine Mischung wird aber die Fließeigenschaft durch das ABS verbessert und die Schale lässt sich besser in die richtige Form spritzen.
Beispiele für ABS-Polycarbonat-Koffer: Saxoline, SuitSuit, National Geographic
Aluminium
Der Vorteil bei Alukoffern ist, dass diese sehr bruchfest und fast unverwüstlich sind. Sie sind allerdings biegbar und im Laufe der Zeit entstehen an der Kofferschale Dellen. Die Dellen können allerdings bei einem gebrauchten Koffer zu seinem Charme beitragen ;-).
Im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Stoffen ist es vom Gewicht her schwerer und auch aufwendiger bei der Produktion der Kofferschalen. Dies sind zwei Gründe, warum Aluminium als Material bei Reisekoffern inzwischen größtenteils aus dem Rennen ist. Aluminium ist aber immer noch beliebt bei Business- und Laptopkoffern.
Beispiele für Aluminium-Koffer: ALUpur von bwh Koffer
Curv®
Curv® ist ein relativ neues Material, welches von der Firma Propex Fabrics in Deutschland hergestellt wird.
Es handelt sich dabei um 100% Polypropylen. Dieses wird in Fasern gewebt und dann unter Druck in Lagen gepresst. Das daraus entstandene Gewebe wird dann für die Produktion der Koffer und weiterer Produkte genutzt.
Der Verbundstoff zeichnet sich durch seine Flexibilität und seine Schlagfestigkeit aus. Vorteil gegenüber herkömmlichen Polypropylen ist, dass es auch bei niedrigen Temperaturen bruchfest bleibt.
Aktuell wird Curv® bei Reisekoffern nur von Samsonite eingesetzt. Der neue Fahrradkoffer Bike Guard Curv von B&W International wird ebenfalls – wie der Name schon vermuten lässt – aus Curv® hergestellt.
HDPE
Beispiele für HDPE-Koffer und -Boxen: Guardian Cases und Casysboxen von bwh Koffer und das top.case von B&W.
Leder
Dabei haben Lederkoffer und auch Ledertaschen eine glatte Oberfläche (auch bekannt als Narbenseite bzw. Glattleder) und eine raue Innenseite (auch bekannt als Fleischseite bzw. Rauleder). Mit der Zeit entsteht beim Ledergepäck eine Patina, d.h. eine natürliche Alterung, sowie Gebrauchsspuren geben dem Gepäck ein einzigartiges Aussehen.
Auf die genauen Unterschiede der verschiedenen Lederarten einzugehen würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Ledergepäck ist robust und sehr langlebig. Allerdings im Gegensatz zu Kunststoffkoffern sehr pflegebedürftig. Ähnlich wie bei den Aluminiumkoffern ist Leder als Material für Reisekoffer aus der Mode gekommen und ist kaum noch zu finden. Ganz im Gegensatz zu Taschen, bei denen Leder immer noch stark verbreitet ist.
Beispiel für Ledertaschen: Bugatti und Leonhard Heyden
Nylon
Da es außerdem ein rein synthetischer Stoff ist, ist er auch vor Motten sicher.
Der größte Vorteil von Nylon ist allerdings, dass er von allen vorgestellten Materialien am leichtesten ist. Wenn ihr also einen Koffer mit wenig Eigengewicht benötigt, raten wir euch zu einem Nylon-Koffer.
Beispiele für Nylon-Koffer: Stratic Agravic, Stratic Unbeatable und Delsey Oppono
Polyamid
Beispiel für eine Polyamid-Tasche: Eastpak SPINS Reisetasche
Polycarbonat
Da PC vergleichsweise hohe Herstellungskosten hat, sind reine Polycarbonat-Hartschalenkoffer auch teurer. Deshalb werden günstigere Koffer aus einer Mischung oder aus anderen Stoffen hergestellt.
Reines Polycarbonat ist im Gegensatz zu einer ABS-Polycarbonat-Mischung vom Gewicht her geringer. Außerdem lässt sich reines Polycarbonat leichter wieder in seine Ursprungsform drücken, falls ihr mal aus Versehen auf eure Koffer drauftreten solltet.
Polycarbonat lässt sich leicht recyclen, weshalb es auch unterschiedliche Qualitätsstufen bei diesem Kunststoff gibt. Der Grund ist, dass die PC-„Reste“ bei der Produktion wieder eingeschmolzen und verwendet werden. Dadurch sind dann aber die daraus hergestellten Produkte nicht mehr so bruchsicher.
Beispiele für Polycarbonat-Koffer: Titan X2, Delsey Helium Shadow und Victorinox Spectra .
Polyester
Polycarbonat ist u.a. ein Polyester, genauer gesagt ist es ein Polyester der Kohlensäure.
Beispiele für Polyester-Koffer: travelite Crosslite, Titan Nonstop und Delsey Montmartre
Polypropylen
Die Kofferschalen aus PP werden im Spritzgussverfahren hergestellt, dies bedeutet, dass der flüssige Kunststoff in die Form gepresst wird und sich dann erhärtet. Resultat ist ein Koffer mit einer recht dünnen, aber widerstandsfähigen Schale, die keine zusätzliche Rahmenkonstruktion benötigt.
Nachteil von Polypropylen ist, dass bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt der Kunststoff spröde wird. Dies kommt dadurch zustande, dass PP fehlende Füllstoffe hat. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Polypropylen-Koffer im Winter kaputt gehen. Die (neuen) Outdoor Cases von B&W beispielsweise sind bis -40° Celsius temperaturstabil.
Beispiele für Polypropylen-Koffer: travelite Colosso und B&W Copter Cases, sowie die neuen Modelle der Outdoor Cases von B&W
Hybridkoffer
Bei Hybridkoffer werden die Eigenschaften von Weich- und Hartschalengepäck miteinander kombiniert, indem verschiedene Stoffe genutzt werden. Eine genauere Erklärung, was ein Hybridkoffer ist, findet ihr im verlinkten Blogbeitrag von uns.
Wie wird ein Koffer hergestellt
Wenn ihr euch dafür interessiert, wie ein Koffer hergestellt wird, empfehlen wir euch einen Blick auf das folgende Video von bwh Koffer.
Zwar wird dort die Produktion eines Industriekoffers gezeigt, aber der Herstellungsprozess an sich ist prinzipiell der gleiche wie bei Reisekoffern.
Angelika meint
Hallo, ich wüßte gerne den Unterschiedenzwischen dem Roxkin Material und Curv. Ist Roxkin auch bei niedrigen Temperaturen bruchfest?
Dankeschön
Mit freundlichen Grüßen
Angelika
Nadine meint
Hallo Angelika,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Roxkin™ ist ein exklusives mehrschichtiges Material, das von Samsonite entwickelt wurde. Daher empfehle ich direkt Kontakt mit dem Hersteller aufzunehmen.
Mit besten Grüßen
Nadine vom Koffermarkt-Team
Ulla Gude meint
Hallo,
ich habe einen Koffer aus Silikon gekauft. Leider finde ich im Netz keine Beschreibung wie stabil der Koffer ist. Wäre über eine aufklärende Antwort sehr dankbar.
MfG
Ulla
André Tepe meint
Hallo Ulla,
ein Koffer komplett aus Silikon wäre nicht stabil. Ich denke, dass (je nach Hersteller, hier wäre eventuell eine Beschreibung des Produkts interessant) es sich dabei um eine Silikon-Beschichtung handelt, die den eigentlichen Hartschalenkoffer vor Beschädigungen und Brüchen schützt.
Mit besten Grüßen
André vom Koffermarkt-Team
Heidi meint
Habe vor 2 Jahren einen Polycarbonat- Koffer gekauft. Wollte ihn jetzt nehmen und der klebt überall, als würde er sich auflösen. Was kann ich machen.
André Tepe meint
Hallo und vielen Dank für die Frage!
generell gesprochen handelt es sich bei Polycarbonat um ein äußerst witterungs- und hitzebeständiges Material, das zudem auch sehr langlebig ist. Es sollte sich also generell nicht nach zwei Jahren zersetzen. Je nach Produkt kann es aber natürlich sein, dass das Polycarbonat zusätzlich beschichtet wurde, um beispielsweise eine optische Verschönerung hervorzurufen.
In Ihrem speziellen Fall würden wir daher dazu raten, den Hersteller des Koffers zu konsultieren, da dieser sein Produkt wohl am besten kennt und auch mit den Herstellverfahren und ggf. Nacharbeiten vertraut ist.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Koffermarkt-Team
Darius Marschall meint
Sehr schöne Zusammenstellung ! Sehr präzise und nicht zu komplex :) danke
Mailin Dautel meint
Ich wusste gar nicht das die meisten Koffer mittels Spritzguss hergestellt werden. Die Herstellung solcher Koffer ist sicherlich sehr schnell und kosten günstig. Normalerweise brauche ich keinen Koffer der -40° Celsius standhalten muss.
Ursula Märker meint
Wie bekomme ich die hässlichen Aufkleber von Hotels oder Zimmern auf den Polycarbonat -Koffern entfernt ?
Bastian meint
Hallo Ursula,
hier gibt es mehrere Möglichkeiten: Vorsichtig mit einem Fön den Klebstoff des Aufklebers erwärmen, den Aufkleber mit Spülmittel und Wasser einweichen und die Reste abrubbel oder aber mit Speiseöl oder WD40 den Aufkleber einweichen und ihn dann entfernen. Da der Klebstoff der Aufkleber unterschiedlich ist, führen mitunter nicht alle Wege zum Ziel. Hier muss dann letztendlich einmal durchprobiert werden.
Als kleiner Tipp noch: geringe Kleberückstände lassen sich mit einem Klebeband entfernen.
Viele Grüße
Bastian