Der Reisekoffer-Markt tritt auf der Stelle!
Kontroverse Aussage? Vielleicht, aber wann war die letzte große Innovation bei Koffern? Meiner Meinung nach zuletzt in den 70er-Jahren mit der Einführung des Rollkoffers, besser bekannt als Trolley.
Natürlich werden ständig Gepäckserien mit neuen Designs, Farben und Motiven, sowie verbesserten Materialien produziert. Fragt euch aber selbst einmal, bei welchem Koffer habt ihr zuletzt gesagt: „Das gab es SO vorher noch nicht.“
Mittlerweile kommt aber Bewegung in den Markt und bei den großen Herstellern, wie z.B. beim Delsey Pluggage.
Abseits der etablierten Unternehmen tut sich aber auch einiges, wie beispielsweise der Bluesmart-Koffer, der in einer Crowdfunding-Aktion über 2 Millionen US-Dollar für die Finanzierung sammeln konnte.
Ein Grund für uns, einmal einen Blick auf die Crowdfunding-Plattformen zu werfen und euch einige Projekte vorzustellen.
Crowdfunding = Finanzierung durch die Masse
Zuerst eine Erklärung, was Crowdfunding (oder im Deutschen auch „Schwarmfinanzierung“ genannt) überhaupt ist.
Unter dem Begriff versteht man eigentlich nichts anderes, als dass einzelne Personen oder Gruppen für die Realisierung einer Idee einen Investor sucht. Hierbei wird aber das Projekt der breiten Masse vorgestellt. Überzeugt das Projekt, könnt ihr euch mit einem Beitrag beteiligen und erhaltet (meistens) eine Gegenleistung dafür, wie z.B. das Produkt selbst.
Ihr müsst euch aber dabei auch des Risikos bewusst sein. Wenn ihr euch an einer Schwarmfinanzierung beteiligt, dann ist dies keine Vorbestellung, wie im Shop, sondern eine (Risiko-)Vorfinanzierung. Das unterstützte Projekt kann vielleicht nie das Licht der Welt erblicken, weil entweder das gesammelte Geld nicht ausgereicht hat oder aufgrund anderer Probleme, die im Verlauf der Entwicklung auftreten können.
Nichtsdestotrotz ist das Interesse an der Schwarmfinanzierung groß und scheint sich noch zu steigern, zumindest wenn man Google Trends trauen kann.
Falls ihr nach dem Lesen des Artikel Interesse am Crowdfunding habt, dann empfehlen wir euch einen Blick auf Indiegogo, die deutsche Seite Startnext und Patreon, einer Plattform, auf der nicht einzelne Projekte, sondern Künstler und Schaffende selbst unterstützt werden können.
Jetzt aber genug der allgemeinen Erklärung, kommen wir zu den Kofferprojekten.
Projekte um Reisegepäck
Rolopower – Strom durch Rollen
Smartphones sind ganz schöne Stromfresser. Kein Wunder also, dass viele der vorgestellten Projekte ein eingebautes Ladegerät anbieten.
Beim Rolopower soll sich durch die Kofferrollen die integrierte Batterie aufladen. Euer Smartphone könnt ihr dann mit einem USB-Kabel an das Ladegerät anschließen. Dabei wird euer Handy in einem Extrafach platziert, so dass ihr es immer im Blick habt.
Die dazugehörige App kommt mit Batterieanzeige daher. Die zusätzliche Geschwindigkeitsanzeige ist aus unserer Sicht jedoch reine Spielerei.
Laut eigener Aussage ist der Prototyp bereits gebaut, nun wird Geld für die Massenproduktion gesammelt. Die Kampagne läuft seit dem 26. Januar und wird am 15. März 2015 enden. Allerdings sind bisher nur 18% des Zielbeitrags erreicht worden. Die Umsetzung ist also eher unwahrscheinlich.
UNiDench – Individuelle Kofferschalen
UNiDench will mit Individualität überzeugen. Ihr sollt bei diesem Koffer ein eigenes Foto oder Motiv auf die Schale bekommen. Optional dazu soll es eine Bluetooth-Ausstattung geben, die euch mitteilt, wenn euer Koffer in der Nähe ist (z.B. nützlich beim Gepäckband des Flughafens) und euch warnen, wenn der Koffer zu weit weg ist.
Obwohl die Idee mit den persönlichen Fotos gut klingt, hat uns der Pitch persönlich nicht ganz überzeugen können. Anscheinend sind wir nicht allein, denn die Kampagne läuft seit einem Monat und konnte bisher nur 100 US-Dollar (von 50.0000) sammeln.
BeeQyn – Kofferanhänger mit Annäherungswarnung
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Bei BeeQyn handelt es sich um kein Trolley, sondern um einen Kofferanhänger. Dieser soll euch über euer Smartphone mitteilen, wenn euer Koffer in eurer Nähe ist. Hier wird auch konkret wieder mit dem Gepäckband und der Warterei an diesem geworben.
Als zusätzliches Feature wird automatisch der Dienst UBER kontaktiert. Ob das allerdings dann bei der ganzen Zankerei um UBER in Deutschland so funktionieren wird, sei mal dahingestellt.
Die Finanzierungsmöglichkeit dauert noch acht Tage, aber auch hier scheint der gewünschte Zielbeitrag nicht erreicht werden zu können.
Trunkster – Der Koffer ohne Reißverschlüsse
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Nachdem die ersten drei Kampagnen aktuell noch laufen, kommen wir jetzt zu Projekten, die bereits beendet worden sind.
Den Anfang macht der Trunkster-Trolley, der das dreifache seines Finanzierungsziels erreicht hat.
Die Besonderheit bei diesem Koffer ist, dass er keine Reißverschlüsse hat, sondern durch eine Schiebetür geöffnet und gepackt wird. Zusätzlich besitzt Trunkster eine Gewichtsanzeige, GPS-Tracking und bei der Handgepäcksgröße eine Ladebatterie mit Anschluss für euer Smartphone.
Fugu Luggage – Handgepäck, dass sich aufbläst
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Während die meisten Kampagnen versuchen, durch technische „Spielereien“ zu glänzen, spricht der FUGU die Vielpacker unter euch an. Genau wie der Kugelfisch „bläst“ sich der Handgepäckskoffer auf und kann dadurch als großer Koffer verwendet werden.
Durch zusätzliche Einlagen lässt er sich außerdem als kleinen Kleiderschrank und Tisch nutzen.
Nach der erfolgreichen Kampagne soll FUGU im Sommer diesen Jahres auf den Markt kommen.
TUL – Gewichtsanzeige inklusive
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Der TUL-Koffer versuchte zu punkten, indem er mit einer integrierten Gewichtsanzeige und einer zusätzlichen Kofferschutzhülle warb. Das Crowdfunding war allerdings nicht erfolgreich und wir können uns auch denken, warum: Die Extras waren nicht interessant genug, denn Schutzhüllen und Gewichtsmesser gibt es auch separat von anderen Herstellern zu kaufen.
Plugg – mit eingebautem Ladegerät
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Wie der Rolopower bot auch der Plugg-Trolley ein USB-Ladegerät an, welcher durch das Rollen des Koffers aufgeladen wurde.
Die Kampagne verlief jedoch nicht gerade erfolgreich, weswegen Sie auch dann vom Erfinder abgebrochen wurde.
ThermalStrike – Tod den Bettwanzen
Eher kurios kommt uns zuerst der ThermalStrike Trolley vor. Dieser sollte verhindern, dass man sich Bettwanzen vom Hotel mitbringt. Hierfür sollte der Koffer mit einer Steckdose verbunden werden und dadurch Temperaturen von bis zu 60° Celsius im Kofferinneren innerhalb von vier Stunden erzeugen und somit die Bettwanzen grillen.
Leider können sich die Wanzen weiterhin freuen, denn die Finanzierungsrunde war nicht erfolgreich.
Bluesmart – Smartphone-Steuerung und mehr
Über diesen Koffer haben wir bereits am Anfang gesagt, dass er über 2 Millionen US-Dollar per Crowdfunding eingesammelt hat.
Nach unserer Meinung nach ist er auch das erfolgreichste Kofferprojekt bisher, auch im Hinblick darauf, dass er die meiste Beachtung in der Öffentlichkeit bekam.
Da wir über den Bluesmart-Koffer allerdings schon in einem vorherigen Beitrag berichtet haben, werden wir an dieser Stelle nicht mehr dazu sagen ;-).
Box2Fly – Kartongepäck aus Deutschland
Abschließen möchten wir unsere Liste mit einer Kampagne aus Deutschland. Bei Box2Fly handelte es sich um ein Projekt zweier Studenten aus Münster und ist eigentlich relativ simpel. Es handelt sich nämlich um einen (speziell gebauten) Karton, den man als Handgepäck nutzen kann.
Was kommt als nächstes?
Das war jetzt nur eine kleine Auswahl an Crowdfunding-Projekten, die sich um Reisegepäck dreht. Allerdings scheint sich hier der Trend bemerkbar zu machen, dass Koffer mit Smartphone-Anbindung gewünscht werden.
Allerdings würden wir warten, bis die Koffer auch wirklich auf dem Markt sind, bevor wir auf den Hype-Zug aufspringen. Denn um wirtschaftlich zu sein, muss der Koffer von einer großen Masse angenommen werden und nicht nur von Early-Adoptern oder Tech-Begeisterten und dies zeigt sich eben erst später.
Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr euch jetzt an einem Kofferprojekt beteiligen oder ist das nichts für euch?
P.S: Wie ihr vielleicht bemerkt habt, liegt der letzte Beitrag schon etwas längerer Zeit zurück. Seid versichert, dass wir unseren Koffer-Blog nicht aufgegeben haben ;-). Allerdings haben wir gerade für euch ein paar größere Projekte in der Mache, die uns aktuell ziemlich einspannen. Ihr dürft gespannt sein :-).
Peter meint
Hallo,
Also das mit der intergierten Gewichtsanzeige halte ich für übertieben, aber den BeeQyn finde ich Gut. Die Idee Rolopower finde ich sehr gut.
Ansonsten ein gute Beitrag.
Schöne Grüße aus Österreich
Peter
Niklas meint
Wobei die Finanzierung beim BeeQyn und beim Rolopower ja leider fehlgeschlagen ist. Die Projekte scheinen auch nicht weiter entwickelt zu werden. Zumindest habe ich keine neuen bzw. aktuellen Informationen über beide gefunden, nachdem sie das Crowdfunding gestartet haben und deren Präsenzen in den sozialen Medien sind seitdem totenstill.
Mit freundlichen Grüßen,
Niklas vom Koffermarkt-Team