Ihr steht am Check-In des Flughafens und freut euch schon auf die Rückreise nach Hause, um dort eure ganzen Souvenirs zu präsentieren und von euren Ferien zu erzählen. Vielleicht zeigt ihr auch eure selbstgemachten Urlaubsfotos, falls ihr diese nicht bereits vorher auf Facebook und Co. veröffentlicht habt.
Doch dann kommt das böse Erwachen: Laut der Messung des Personals ist euer Koffer zu schwer und ihr müsst nachzahlen.
Um was sich es bei diesem „Übergepäck“ handelt und wie ihr es vermeidet könnt, erfahrt ihr hier.
(Noch ein Hinweis: Sonderregeln für Kinder und Sport- und Sondergepäck werden wir in diesem Beitrag nicht betrachten. Für Tipps zum Handgepäck haben wir außerdem bereits einen Artikel geschrieben ;-).)
Das Reisegepäck hat mehr Gewicht als erlaubt = Übergepäck
Je nach Airline dürft ihr im Allgemeinen ein (in selteneren Fällen auch zwei) Gepäckstück als kostenloses Freigepäck aufgeben. Bei Billigfliegern fällt aber meist das „kostenlos“ weg und ihr müsst bereits für das erste Gepäckstück bezahlen. Ausnahme ist hier das kostenlose Kabinengepäck.
Bei diesem Freigepäck ist jedoch nur ein bestimmtes Maximalgewicht erlaubt. Wird dies von euch überschritten, so spricht man von Übergepäck.
Ab wann habt ihr zu viel Gewicht und wie teuer ist das für euch?
Ähnlich wie bei den Handgepäck-Maßen gibt es keinen einheitlichen Richtwert, was das Thema Übergepäck und Gebühren dafür angeht.
Zwar kann man allgemein sagen, dass ein Gepäckstück über 20-23 kg zu schwer ist und entweder eine Pauschale pro zusätzlichen Kilogramm oder ein prozentualer Wert eurer Beförderungsklasse (Economy, Business, Luxus, etc.) als Gebühr genommen wird, aber das war es auch schon. Informiert euch am besten bei der Reiseplanung schon über die Richtlinien, die eure gewählte Fluggesellschaft vorgibt. Beachtet außerdem, dass es enorme Unterschiede machen kann, wenn es sich um einen Kurz-, Mittel- oder Langstreckenflug handelt bzw. welches Reiseziel ihr ansteuert, da hier verschiedene Gebührenmodelle greifen.
Außerdem gilt meistens, dass Gepäckstücke über 32 kg generell nicht als „Reisegepäck“ akzeptiert wird, sondern entweder die Mitnahme verweigert wird oder ihr es als Frachtgut aufgeben müsst.
Kleiner Tipp: Bei einigen Airlines kann man vorab Übergepäck melden oder sogar schon dazu buchen. Dies ist dann günstiger, als wenn ihr direkt am Flughafen die Gebühr zahlen müsst.
Wir haben einmal Vorgaben der bekanntesten Fluglinien (für die Economy-Klasse und das erste Gepäckstück) für euch aufgelistet:
Air Berlin
Bei Air Berlin habt ihr ein Gepäckstück bis 23 kg frei.
Meldet ihr 30 Stunden vor Abflug Übergepäck, so fallen Gebühren zwischen 15 bis 150 € (abhängig vom Tarif und ob es sich um Kurz-, Mittel- oder Langstreckenflug handelt) an.
Am Flughafen wird es dann teurer, hier können dann Kosten von 50 bis 165 € entstehen.
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Condor
Condor teilt seine Flugstrecken in fünf Flugzonen ein. Hier eine kurze Übersicht mit einigen der Zielorten:
- Zone 1: Balearen, Spanisches & Portugiesisches Festland, Bulgarien, Kroatien
- Zone 2: Kanaren & Madeira, Türkei, Griechenland & Zypern, Ägypten, Marokko, Tunesien & Gambia
- Zone 3: Östliches Afrika, Vereinigte Arabische Emirate, Asien, Karibik, Mittel- & Südamerika
- Zone 4: Südliches Afrika & Indischer Ozean
- Zone 5: USA, Kanada & Puerto Rico
Je nach Flugzone und gebuchter Buchungsklasse habt ihr entweder keinen Anspruch auf Freigepäck oder Gepäck bis 20, 23, 25 oder sogar 30 kg. Dieses Gewichtslimit darf dann auf mehrere Reisegepäckstücke verteilt werden.
Außerdem könnt ihr bei Condor vorab „Übergepäck-Pakete“ (in den Stufen +5 kg, +10 kg, +15 kg und +20 kg) kaufen. Der Preis ist abhängig von der Flugzone und kann zwischen 39,99 € und 209,99 € betragen.
Wird Übergepäck erst am Flughafen festgestellt, so zahlt ihr (je nach Zone) 10 bis 20 € pro kg.
Hat euer Koffer zusätzlich noch ein größeres Gurtmaß als erlaubt (hier über 158 cm), dann müsst ihr zusätzlich je nach Zone zwischen 100 bis 300 € zahlen. (Das Gurtmaß erklären wir euch weiter unten beim Punkt „Übergröße“.)
easyJet
Bei easyJet habt ihr generell kein Freigepäck, mal abgesehen vom kostenlosen Handgepäck. Sämtliche Koffer, Taschen, etc., welche ihr mitnehmen wollt müsst ihr extra bezahlen. Dabei ist ein Gurtmaß von 275 cm erlaubt, was bei normalem Reisegepäck kein Problem darstellen sollte, und einem Maximalgewicht von 20 kg.
Habt ihr mehr wie 20 kg, dann könnt ihr dies online in 3-Kilogramm-Schritten für 4 € dazubuchen (bis zu maximal 32 kg). Tut ihr dies nicht, müsst ihr am Flughafen stattdessen 14 € pro kg zahlen.
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Germanwings / Eurowings
Bei Eurowings ist ein Freigepäckstück bis 23 kg vorgesehen. Ausnahme ist hier allerdings der Basic-Tarif, bei dem das Gepäck nicht inklusive ist und euch 15 € kostet.
Ist euer Trolley schwerer, dann könnt ihr vorab das zusätzliche Gewicht dazukaufen. Ansonsten fallen Pauschalen von 50 € auf Kurz- und Mittelstrecken an und 100 € bei Langstreckenflügen.
Lufhansa
Bei der Lufthansa habt ihr generell ein Reisegepäck bis 23 kg und einem Gurtmaß von 158 cm frei.
Die Strafe ist neben Gewicht und Größe auch abhängig davon, wie eure Flugstrecke aussieht.
Ist euer Gepäck zu schwer, aber noch im Gurtmaß, dann zahlt ihr zwischen 50 bis 150 €.
Wenn es zu groß ist, dann fallen Gebühren zwischen 100 bis 300 € an.
Habt ihr sowohl Übergepäck, als auch Übergröße, so zahlt ihr zwischen 150 bis 450 €.
Übersteigt euer Gepäckstück ein Gewicht von 32 kg, wird es grundsätzlich nicht als Reisegepäck angenommen, sondern muss als Luftfracht befördert werden.
Ryanair
Bei Ryanair habt ihr gar kein Freigepäck, sondern müsst bereits für euren ersten Koffer zahlen. Dabei dürft ihr maximal zwei Gepäckstücke mitnehmen. Diese kosten euch bis 15 kg 15 € und bis 20 kg 25 €. Diese Gebühren können allerdings variieren, z.B. wenn ihr in der Haupt-Reisesaison verreist oder in der Nebensaison.
Bei Übergepäck bezahlt ihr bei Ryanair 10 € pro kg.
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Wo bezahlt ihr die Strafgebühr?
Hat man bei euch Übergewicht festgestellt, müsst ihr direkt am Flughafen die Gepäckgebühr in bar bezahlen. Allerdings nicht direkt am Check-In-Schalter, stattdessen wird auf eurer Bordkarte bzw. einem Zettel, das Gewicht (und die Gebühren) verzeichnet und ihr müsst zum Schalter eurer Fluggesellschaft gehen und dort bezahlen.
Tipps, wie ihr Übergepäck vermeiden könnt
- Der einfachste Tipp zuerst: Einfach euer Gepäck „richtig“ packen. Dazu gehört unter anderem, dass ihr keine Gegenstände einpackt, welche euch vom Hotel oder eurer Ferienwohnung gestellt werden, wie z.B. Handtücher, einen Fön, etc. Besorgt euch kleinere Reisekosmetik, in der Masse nehmen diese weniger Platz weg, als große Flaschen und Döschen. Nehmt einen eBook-Reader statt einem dicken Buch. Gibt es am Urlaubsort eine Möglichkeit Wäsche zu waschen? Wenn ja, habt ihr einen guten Grund weniger Kleidung mitzunehmen, da ihr diese einfach vor Ort reinigen und wieder tragen könnt.
Eine umfangreiche Hilfe findet ihr in unserem Artikel inklusive Checkliste zum Koffer packen - Wenn ihr euren Koffer gepackt habt, dann wiegt diesen vor eurer Abreise bzw. Rückreise. Die besseren Ergebnisse liefern hier analoge oder digitale Kofferwaagen. Zur Not könnt ihr auch eine Personenwaage nutzen. (Falls der Koffer allein nicht gemessen wird, stellt euch zusammen mit dem Koffer auf die Waage und zieht euer Gewicht ab)
- Auch ein leerer Koffer wiegt etwas. Wenn ihr dazu tendiert viel einzupacken, dann greift zu einem Weichgepäck bzw. Soft-Shell-Koffer, diese sind im Allgemeinen noch ein bisschen leichter als ein Trolley aus Hartschale
- Überlegt euch, ob ihr eine höhere Klasse als Economy auswählt, denn diese können kulantere Vorgaben beim Gepäck besitzen, wie zum Beispiel das Mitführen eines zweiten kostenlosen Freigepäcks. Da eine höhere Beförderungsklasse allerdings auch teurer ist, müsst ihr abwägen, ob sich dies für euch lohnt
- Informiert euch bei eurer Fluggesellschaft, ob man sogenannte „Übergepäckpakete“ vorab bestellen kann. Hierbei bezahlt ihr dann in Abstufungen eine pauschale Gebühr für eine Gewichtsüberschreitung. Eine Gesellschaft, die so etwas anbietet ist Condor. Dort gibt es sogar eine Frühbucher-Ermässigung, wenn ihr 30 Tage vorher das Übergepäck meldet.
Ebenfalls bieten einige Airlines an, dass man generell Übergepäck vorab melden kann, um dadurch geringe „Strafgebühren“ zu zahlen. Wichtig ist hier dies vorab zu tun und nicht, wenn ihr bereits beim Check-In steht - Eine weitere Möglichkeit ist es zu prüfen, ob die Fluglinie Bonus- bzw. Kundenkarten anbietet, z.B. gibt es so etwas bei Air Berlin. Seid ihr im Besitz einer solchen Karte, habt ihr als einer der Vorteile einen größeren Spielraum beim Freigepäck bzw. dürft ein zusätzliches mitnehmen.
- Reist ihr nicht allein oder habt mehrere Koffer, könnt ihr eventuell so umpacken, dass sich das Gewicht gleichmäßig auf das Reisegepäck verteilt und dadurch keiner zu schwer ist. Ebenfalls habt ihr auch die Möglichkeit etwas in euer Handgepäck zu packen, falls dieses noch nicht zu schwer ist.
Diesen Tipp könnt ihr natürlich auch versuchen, wenn ihr erst beim Check-In feststellt, dass der Reisekoffer zu schwer ist. Fragt hier am Besten explizit nach, ob ihr das machen dürft - Noch ein Zusatz zum vorherigen Tipp: Schaut noch, ob bei euch das maximal erlaubte Gewicht auf das gesamte Gepäck gilt oder pro Stück bzw. als Einzelgewicht gilt. Letzteres wird übrigens als „Piece Concept“ bezeichnet.
- Obwohl ihr maßvoll einkaufen wolltet, habt ihr im Urlaub unzählige neue Klamotten und Souvenirs abgestaubt? Überlegt euch, ob ihr nicht einen Teil bereits als Paket nach Hause schicken wollt bzw. könnt. Achtet aber darauf, dass hier, je nach Inhalt des Pakets, Zollgebühren anfallen könnten.
Eine Alternative wäre es auch noch, die neu eingekaufte Kleidung zusätzlich direkt am Körper zu tragen, also der „Sparfuchs-Zwiebellook“ ;-) - Unser letzter Tipp: Verschickt euren ganzen Reisetrolley per Post oder als Frachtgut. Es gibt einige Unternehmen, welche dies als Service anbieten. Allerdings kann euer Koffer dann ein paar Tage später oder früher eintreffen und ihr müsst diesen eventuell vom Flughafen abholen.
Ihr habt noch einen Geheimtipp gegen Übergepäck, welchen wir nicht aufgelistet haben? Dann hinterlasst diesen doch in den Kommentaren und helft vielleicht damit einigen anderen Reisenden ;-).
Übergröße – Warum der größte Koffer nicht immer der beste ist
Weit weniger bekannt als Übergepäck ist der Begriff Übergröße. Hinter diesem steckt eigentlich nichts anderes, als dass der Reisekoffer die von der Fluglinie erlaubte Größe überschreitet.
Aber wie wird eigentlich „zu groß“ definiert? Hier wird das Gurtmaß genutzt. Dies könnt ihr selbst ebenfalls herausfinden. Einfach die Höhe, die Breite und die Länge bzw. Tiefe des Trolleys addieren und ihr habt das entsprechende Maß.
Achtet darauf, dass ihr nicht nur die Größe der Kofferschale summiert, sondern auch die Rollen und Griffe dazu gezählt werden müssen.
Ähnlich wie beim Gewicht, gibt es auch bei den Airlines zum Thema Übergröße unterschiedliche Vorgaben. Allgemein, wenn dieses überhaupt beachtet wird, beträgt das maximale Gurtmaß aber 158 Zentimeter. Dieser Wert wird zum Beispiel bei der Lufthansa und bei Condor angewendet.
Es kommt in der Regel generell zu weniger Problemen mit einem zu großen Koffer, als mit einem zu schweren. Ob das daran liegt, dass hier bei der Kontrolle nicht genau gemessen wird bzw. hier kulanter agiert wird oder ob die überwiegende Mehrheit einfach nur die richtige Koffergröße hat, können wir an dieser Stelle nicht sagen.
Fazit
Laut einer Forsa-Befragung zu diesem Thema, welche im Januar 2014 durch die Koffermarke Stratic beauftragt wurde, hatten von 752 Flugreisende schon einmal 22% der Befragten ein Problem mit Übergröße, während ganze 94% schon einmal Schwierigkeiten mit Übergepäck hatten.
Circa ein Drittel mussten dann Beiträge über 20 Euro nachzahlen.
Ihr seht also, dass dieses Problem weit verbreitet ist, deshalb achtet auf folgendes:
- Informiert euch bei eurer Fluglinie was beim Gepäck erlaubt ist, da hier die Regeln von Unternehmen zu Unternehmen variieren
- Nehmt einen Koffer mit den passenden Maßen. Wir haben selbst in der Vergangenheit erlebt, dass einige unserer Kunden große XL-Koffer oder lieber XXL-Koffer kaufen und sich dann wundern, dass diese für das Flugzeug zu groß sind
- Wiegt eure gepackten Koffer vor dem Urlaub und vor der Rückreise
- Die Formel für das Gurtmaß lautet: Höhe + Breite + Tiefe
- Beachtet unsere Tipps gegen Übergepäck
Wir hoffen, wir konnten euch etwas helfen und wünschen euch noch eine gute Reise.
Nessi meint
Mein Tipp zur Vermeidung von Übergepäck fängt schon beim Kauf des Koffers an: Wenn ich so alle 10-15 Jahre meine Koffer erneuern muss, schaue ich, welche im Verhältnis zu ihrem jeweiligen Packvolumen die leichtesten sind. Da spart man schnell einige 100 g ein, die auf Reisen für den Inhalt zur Verfügung stehen.
Beim Packen lege ich die Kleider etc. mit verschiedenen Alternativen auf die (Küchen-)Waage und nehme immer die leichteste Variante mit. Besonders bei Jeans, Jacken (die während der Reise nicht getragen werden) und Schuhen werden sofort 1-2 kg eingespart. Aber auch T-Shirts, Röckchen, Nachtwäsche und Handtaschen haben sehr unterschiedliche Gewichte :-))
Alexander Eberle meint
Sehr geehrte Frau und Herr , ich möchte sie sagen Flughafen gesetzt 23 kg vielleicht mehr kg ich bezahlte ?
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Eberle
Janine meint
Hallo Alexander,
bei Übergewicht muss am Flughafen leider mehr gezahlt werden. Wie viel, und ab wann ist je nach Fluggesellschaft und Sachbearbeiter unterschiedlich. Bei einem kleinen Übergewicht kann man manchmal mit einer Warnung davon kommen.
Schönen Gruß
Janine vom Koffermarkt
Andreas meint
Hey, ich suche einen Koffer, Gurtmass bis 158 cm, wo ich ein rundes Musikinstrument 54 cm reinbekomme. Die Handpan ist 22 cm hoch . Kann jmd helfen?